Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin

Akupunktur

Akupunktur, als ein Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), ist eine Heilmethode, die durch das Setzen von Nadeln in spezifische Punkte körpereigene Selbstheilungskrafte aktiviert, um so die Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen.
Es geht hier um die Regulierung von Qi (Tschi), welches in einem energetischen Netzwerk von Kanälen fließt. Diese Kanäle oder Gefäße verbinden nicht nur die Akupunkturpunkte miteinander, sondern in ihren inneren Verläufen auch die Organe.

Geschichte
Das älteste Lehrbuch der chinesischen Medizin, der „Klassiker des gelben Kaisers zur Inneren Medizin“ mit seinen Dialogen vom Kaiser Huang Di mit seinem Minister Qi Bo, soll ca. 2500 Jahre vor unserer Zeitrechnung geschrieben worden sein.

Mindestens seit dieser Zeitwurde die chinesische Medizin entweder über den Weg Lehrer-Schüler-Verhältnis oder den der Gelehrten weitergegeben.
Nach der Ausrufung der Volksrepublik China am 01.Okt. 1949 machten sich insbesondere während der Kulturrevolution 1966-1976 viele Gelehrte, Wissenschaftler und auch Traditionalisten auf nach Taiwan, während in der Volksrepublik „alte Bräuche“ ausgemerzt   und ihre Lehrer denunziert wurden.

Damit wurde im China des letzten Jahrhunderts mit einer mehr als 2000 Jahre alten Tradition gebrochen, in der auch daoistische Elemente ihren Platz hatten.

Allerdings: als Mao in den fünfziger Jahren verkündete, die traditionelle Medizin sei ein Schatz, der gehoben werden müsse, wurden vielerorts Universitäten gegründet und die Medizinsysteme nebeneinander etabliert.

Um die TCM der Allgemeinheit zugänglich zu machen, mußte sie vereinfacht, systematisiert und von Aberglauben „gereinigt“ werden. Da die TCM zuvor ein eklektisches (auswählendes) System von teilweise widersprüchlichen Theorien war, die je nach Bedarf pragmatisch angewendet wurden, ging bei dieser Anpassung an westliche Logik natürlich einiges verloren (tja, Pech gehabt – gut das manches „alte“ Wissen im Rest der Welt überdauern konnte). Gleichzeitig aber wurde versucht, ihre Wirkungsweise mit moderner Wissenschaft zu erklären, was neue Zusammenhänge aufdeckte und der TCM zu einem modernen Ansehen verhalf.

In China, anders als in Taiwan, existieren heute die drei Systeme Schulmedizin, TCM und Integrierte, also westliche und chinesische Medizin, friedlich nebeneinander. So gibt es z.B. in vielen schulmedizinischen Krankenhäusern eine Abteilung für TCM, während in TCM-Krankenhäusern die Notfallaufnahme und Intensivstation viel Schulmedizin einsetzen, um ein Optimum an Effizienz zu gewährleisten. Es gibt allerdings in China nicht eine Krankheit, die nicht in beiden Krankenhäusern behandelt werden würde. Krebs ist eines der besten und häufigsten Beispiele, wie beide Systeme kombiniert werden. Während Bestrahlung oder Chemotherapie den offensiven Teil im Kampf gegen den Krebs bestreitet, wird die Defensive von der TCM getragen, die das Immunsystem stärkt, und dem Körper hilft, sich selbst zu helfen. Gleichzeitig können durch Verabreichung von TCM-Arzneien die Nebenwirkungen der offensiven Therapien stark gemildert oder sogar auf Null reduziert werden.

Was jedoch die unreformierte, traditionelle Medizin angeht, so ist diese in Taiwan vorherrschend und zeichnet sich durch einige auf dem Festland nicht mehr vorhandene Familientraditionen aus. Auf einen Punkt gebracht, ist die TCM in Taiwan traditioneller und spielt sich in Privatpraxen ab, während sie in China wissenschaftlicher ist und ihre Präsenz in den Universitäten und Krankenhäusern findet.

Diagnose
Der Akupunkteur wird nicht allein nach den Details der akuten Beschwerden fragen, sondern auch die vergangenen Krankheiten, auffällige Familienerkrankungen und das allgemeine Wohlbefinden erkunden sowie die angeborene Konstitution, den emotionellen und geistigen Zustand, die Ernährung, die Umweltfaktoren, Traumata (auch Emotionale) und eventuellen Drogeneinfluß beachten. Sprich, es wird eine komplette Anamnese erstellt!

Hinzu kommen die Zungen- und die Pulsdiagnose.
Die Zunge wird auf Form, Farbe und Bewegung des Zungenkörpers und auf die Beschaffenheit des Belages hin betrachtet.
Die Pulse werden über der radialen Arterie an beiden Handgelenken gefühlt und dort an jeweils 3 Positionen in 3 Ebenen beurteilt.
Puls- und Zungendiagnose zusammen mit genauer Befragung des Patienten können ein exaktes Bild von der individuellen Krankheit entstehen lassen, um den Weg der Behandlung festzulegen.

Behandlung
Die Akupunkturbehandlung besteht aus dem Einsetzen von Stahlnadeln in wenige, ausgewählte Punkte, um das zuvor festgestellte Ungleichgewicht auszugleichen. Die Nadeln (z.B.0,25 mm) werden zumeist als wenig schmerzhaft empfunden. Ein Gefühl der Schwere, des Ziehens oder auch wie elektrischer Strom ist wünschenswert und zeigt dem Akupunkteur, daß die Nadel das Qi im Punkt erreicht hat. Die Anzahl der Nadeln ist variabel und kann zwischen 2 und 15 liegen (bei mir sind es oft um die 5 Nadeln). Sie werden zwischen 20 und 30 Minuten lang im Körper belassen. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit, die zusammen mit der Akupunktur durchgeführt werden kann, ist die Moxibustion mittels Beifußkraut (Artimesiae vulgaris). Dieses wird auf den Nadeln oder auf einer Unterlage (Knoblauch, Ingwer) über Akupunkturpunkten verglüht. Diese besonders heilsame Wärme aktiviert und stärkt die Lebensenergie Qi.

Allgemeines
Da der ganze Mensch behandelt wird, möchte ich hier keine Auswahl von Krankheitsbildern nennen. Es gibt keine Altersbegrenzung und es sind auch keine Nebenwirkungen zu fürchten (bei Aktivierung der Selbstheilungskräfte kann es zu Reaktionen / Bewegung im Bereich chronischer Prozesse kommen, was eine positive Reaktion ist).
Der Heilungsverlauf ist wie bei einer Wunde von innen nach außen. Also kann eine verstärkte Ausscheidung über die Haut, die Nieren, den Darm oder die Lunge möglich sein.

Meist tritt nach der Akupunktur eine wohlige Entspannung auf. Ich empfehle vor und nach der Therapie Mäßigung. Mäßigung in Ernährung, körperlichen Aktivitäten, Alkohol und sonstigen Stressbedingungen, die man im „Griff“ hat. – Alles hat man vielleicht nicht so im Griff, dann hilft vielleicht die Akupunktur bei der Lösung – zumindest des Griffes.